Alltag kehrt ein

Nach nun gut einem Monat hier in Ruanda kehrt so langsam der Alltag ein. Wir haben begonnen richtig zu arbeiten und auch das alltägliche Leben normalisiert sich.

In der Schule werden wir sehr viel mit eingebunden und die Schüler kommen immer mehr auf uns zu und wollen mit uns reden.

Unser Englischlehrer hat uns letzten Donnerstag gebeten seine Englischstunden zu übernehmen, da er einen Termin hatte. Er hat uns also gesagt, was wir mit den Schülern machen sollen und uns zugetraut den Unterricht alleine zu leiten. Letztendlich lief es dann aber doch anders. Wir sollten eigentlich mit den Schülern eine Rede vorbereiten, in der sie über ihre professionellen Erfahrungen und ihre Ambitionen für die Zukunft sprechen. Nach ca. einer Stunde kam dann aber der Animateur, das ist eine Art Betreuer, der die Freizeit der Schüler gestaltet, in den Klassenraum und hat mir gesagt, dass jetzt eine Versammlung stattfinden würde, in der die Schüler über Drogenprävention aufgeklärt werden sollten. Der Unterricht war damit also beendet und wir sind alle in die Dining Hall gegangen. Dort haben dann mehrere Leute Vorträge gehalten. Sie haben jedoch auf Kinyarwanda gesprochen, weshalb wir nicht sonderlich viel verstanden. Ein Schüler und der Animateur haben etwas für uns übersetzt, doch so richtig viel haben wir trotzdem nicht verstanden. Freitags gibt es jetzt immer einen Schwimmkurs, bei dem einige Schüler hier im Kivu-See mit einem Schwimmlehrer Schwimmen lernen. Wir sind dort mit dabei und spielen mit einigen anderen Schülern Fußball und Volleyball am Strand. Dadurch lernt man die Schüler auch noch besser kennen. Letzte Woche haben wir zum Beispiel nach dem Schwimmen alle zusammen noch Bilder gemacht mit einem Fotografen, der am Strand war und viele der Schüler haben sich die Bilder gekauft und zeigen uns diese seitdem immer wieder.

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Für die Schüler ist es etwas Besonderes aus der Schule raus zukommen, da der Großteil dort im Internat wohnt und die Schule nur für die Ferien verlässt. Auch am Wochenende halten sie sich dort auf. Die Schule bietet jedoch eher wenige Möglichkeiten für Aktivitäten, draußen können die Schüler Fußball, Volleyball oder Basketball spielen und manchmal schauen die Schüler Filme. Viel mehr Angebote gibt es jedoch nicht. Es gibt z.B. eine Bibliothek, jedoch sind dort keine Bücher. Ich habe schon das Gefühl, dass die Schüler sich am Wochenende öfters langweilen.

Ich habe mich hier schon so sehr an das ruandische Leben gewöhnt, dass ich mir gerade nicht vorstellen könnte in Deutschland zu sein. Es wäre für mich jetzt total seltsam, wenn ich einfach in den Supermarkt gehen könnte, mir einen Einkaufswagen nehmen würde und dann alles bekommen würde, was ich gerne möchte. Hier kauft man Obst und Gemüse auf dem Markt, Milch bei unserer Käsefrau, Käse beim Käsemann und Klopapier direkt gegenüber. Wenn sie was nicht haben, geht man zu einem anderen Laden oder man bekommt halt nicht alles, was man möchte. Und man gewöhnt sich auch daran keinen Kühlschrank zu haben und fast jeden Tag einkaufen gehen zu müssen. Wenn ich mir eines wünschen könnte, dann wäre es hier wohl eine Spülmaschine. Da wir sehr wenig Geschirr und Kochutensilien haben, müssen wir vor fast jeder Mahlzeit mit kalt Wasser abwaschen. Und wenn der Topf, in dem man am Vortag Reis gekocht hat, dann da immer noch steht und man eigentlich total Hunger hat, dann kommt richtig Freude auf, wenn man erst noch abspülen darf. Man lernt ganz andere Dinge wertzuschätzen als In Deutschland.

Aber ich möchte mich jetzt auch nicht zu viel über das Abspülen beschweren, sonst geht es mir nämlich sehr gut und ich genieße die Zeit total. Es fühlt sich immer noch wie Urlaub an, wenn man nachmittags innerhalb von wenigen Minuten zum Strand fahren und ins Wasser springen kann. Jetzt hat jedoch die große Regenzeit angefangen, die einem des öfteren die Pläne versaut. Am Vormittag ist dann oft super gutes Wetter, man freut sich darauf am Strand in der Sonne zu liegen und plötzlich, als man gerade losfahren will, fängt es so richtig an zu schütten. Das heißt dann auch, dass die Straßen wie leergefegt sind und auch keine Motos mehr fahren. Man verlässt hier dann das Haus nicht und wartet bis das Wetter besser wird. Doch selbst wenn es aufgehört hat zu regnen, ist die Sonne dann meistens für den Rest des Tages weg und unsere Straße, die zu einer der größeren asphaltierten Straßen führt, steht unter Wasser. Da fühlt man sich manchmal glatt wie in Norddeutschland, wenn es so richtig schön auf die Wellblechdächer prasselt und man seine eigene Stimme nicht mehr hört.

Ich hoffe, dass ich zu diesem Blogeintrag auch noch ein paar Bilder hochladen kann, wenn es unser Internet zulässt.