Seit ein paar Tagen sind wir jetzt hier in Gisenyi, lange genug um meinen ersten Eindruck zu beschreiben.
Nachdem wir den Abschied und die Sicherheitskontrollen nicht ganz ohne Schwierigkeiten hinter uns hatten, ging die Reise los. Ab da an lief es dann auch alles ziemlich gut, der Flug war erstaunlich luxuriös und ging mit genug Vorfreude schnell rum. Wie geplant kamen wir dann gegen 24:00 Uhr am Flughafen in Kigali an. Obwohl es schon so spät war, war es noch sehr angenehm warm draußen. Nach gut einer Stunde am Flughafen, um unser Visum und unser Gepäck zu bekommen, kamen wir aus dem Flughafen raus. Wir hatten eigentlich erwartet nur von Jean-Marie, dem Ansprechpartner für die Schule in Ruhango, abgeholt zu werden, stattdessen standen draußen auch unsere Ansprechpartner aus Gisenyi und Selina, die mit uns in der WG wohnt. Wir wurden super nett von allen empfangen. Wir sind dann also zu unserem Hotel ganz in der Nähe gegangen, in demwir übernachten sollten um dann am nächsten Tag nach Gisenyi zu fahren. Zur Begrüßung wurde uns ein Getränk spendiert und alle haben noch etwas miteinander geredet. Nicht nur wir waren froh endlich angekommen zu sein, die Anderen haben sich genauso gefreut uns zu sehen. Uns wurde schon angekündigt, dass wir in dem Hotel noch ein letztes Mal eine warme Dusche genießen könnten, worauf wir uns alle gefreut haben, doch leider gab es kein warmes Wasser, die Dusche fiel also eher kürzer aus. Um vier Uhr nachts sind wir dann alle in unsere Betten gefallen, wir sollten am nächsten Tag um 10:00 Uhr zum Frühstück abgeholt werden.
Um zehn Uhr war Jean-Marie am nächsten Tag auch da, die Leute aus Gisenyi aber nicht. Mit einer Stunde Verspätung ging es dann zum Frühstück im Simba, einem Restaurant in Kigali. Es gab einen Cappucino und einer Art Pfannkuchen, den man hier viel findet. Gut gesättigt für die dreieinhalbstündige Fahrt sind wir also im voll bepackten Auto nach Gisenyi gefahren. Auf den Straßen Kigalis war super viel los: Überall fahren Leute auf Motos und Fahrrädern, andauernd wir gehupt und immer wieder sieht man Leute, die irgendwas transportieren, oft auch auf dem Kopf . Das Leben schient sich auf der Straße abzuspielen. Sobald man aus dem schon hügeligen Kigali herausfährt, fangen die richtigen Berge an, das ganze Land ist ziemlich grün. Obwohl man aus der Stadt raus ist, sind immer noch sehr viele Menschen auf den Straßen und auch wenn viele am Arbeiten waren, schienen sie gut gelaunt. Das mag vielleicht auch mein oberflächlicher Eindruck sein. Wir sind von Serpentine zu Serpentine mit einer unglaublichen Geschwindigkeit gefahren und hinter jeder Kurve hat man etwas neues gesehen, mal waren es die Ziegen am Straßenrand, mal Jugendliche, die auf der Kante eines Transporters mitfuhren und wiederum ein anderes Mal waren es die Tee- und Reisplantagen. Trotzdem waren die ganzen Serpentinen nicht besonders angenehm und haben mich vom Schlafen abgehalten. Wir waren aber schon nach drei Stunden da, der Fahrer hat echt ordentlich Gas gegeben.
In Gisenyi angekommen hat Selina uns kurz das Haus gezeigt, wir haben die Zimmer aufgeteilt und etwas ausgepackt. Danach hat Selina uns in Gisenyi rumgeführt, weil wir noch Geld wechseln mussten. Wir sind also kurz über den Markt gegangen, da ist noch mehr los als auf der Straße und es wird fast alles dort verkauft, was man braucht, es ist wie Supermarkt, Drogerie, Modeladen und Reparaturgeschäft zusammen. Abends sind wir dann zum ersten Mal auf fahrbarem Untersatz an den Strand gefahren, wo wir dann auch sehr gut, wenn auch nicht typisch ruandisch gegessen haben. Nach und nach kamen Selinas Freunde dazu, die sich auch alle gefreut haben, dass wir da waren, sie waren alle sehr offen. Bei ruandischem Bier und fast schon Meeresrauschen am See haben wir dann den Abend verbracht. Es ist total ungewohnt, dass es hier immer schon gegen halb sieben dunkel ist, weshalb man viel schneller müde wird, vor allem weil es in Deutschland gerade ja sehr spät erst dunkel wird. Da muss ich mich auf jeden Fall nochmal dran gewöhnen.
Am nächsten Morgen hatte Selina schon für das Frühstück eingekauft, auch wenn es schon eher Mittagszeit war. Es gab Mango, Gurke und Käse, Rührei und frittierte Teigbällchen, die ähnlich wie Krapfen geschmeckt haben. Wir haben dann noch SIM-Karten gekauft und für das Abendessen auf dem Markt eingekauft, es gab Reis mit einer Gemüsepfanne mit Chili drin. Kurz danach kamen noch zwei deutsche Freiwillige vorbei, die mit einer anderen Organisation hier sind und nur eine Straße weiter wohnen. Mit denen sind wir zu einem Freund von Selina nach Hause gegangen und anschließend ins Cotton, ein Club, der hier ganz in der Nähe ist. Man muss sich auf jeden Fall dran gewöhnen, dass die Typen hier mehr auf Körperkontakt aus sind und man auch öfter mal einen Korb austeilen muss. Ich hatte schon das Gefühl total unfreundlich zu werden und trotzdem hat der Typ nicht nachgelassen. Da muss man sich dann wohl angewöhnen einfach weg zu gehen.
Am nächsten Tag haben Daria, Kathrin und ich uns zum ersten Mal mit dem Handeln auf dem Markt versucht. Da wir noch keine Ahnung haben, wie viel man wofür ungefähr zahlen kann, haben wir erstmal deutlich zu viel gezahlt, aber es war ein erster Versuch und wir haben ganz viel Obst gekauft. Gegen Nachmittag sind wir wieder zum Strand runter gefahren, diesmal in eine andere Strandbar, die nicht weit von der anderen, dem One Degree entfernt war. Zufälligerweise war der Besitzer Ostfriese, der vor ca. 1 ½ Jahren nach Ruanda gekommen ist und jetzt auch nicht mehr zurück will. Bis abends sind wir dann da und im One Degree geblieben. Die letzten zwei Tage waren wir nicht viel unterwegs, außer mal auf dem Markt. Wir haben für den Anfang auf jeden Fall schon eine ganze Menge erlebt, da brauchten wir auch mal eine Pause.
Morgen und Freitag sind Feiertage und am Wochenende haben wir unser Einführungsseminar, danach werden wir dann auch unsere Projekte sehen, worauf ich mich schon sehr freue.
So erstmal mein erster Eindruck. Mal sehen, was demnächst in der Schule so auf uns zukommt.